Unruhestifter im Friedland

SSV Rot-Weiß Friedland - HV Calau 28:28 (15:18)

Noch vor Fahrtantritt stand es äußerst schlecht um die Calauer Männer. Verzeichnete man nach mehrmaligen durchzählen doch nur unglaubliche fünf Feldspieler und drei Torhüter. Die Mannschaft war geschockt und desillusioniert – Eine Auswärtsfahrt mit einer scheinbar gesicherten Niederlage stand bevor. Nach mehreren Rücksprachen und Telefonaten konnte man immerhin noch einen sechsten Feldspieler akquirieren, der alles geplante stehen ließ. Nun konnte der HVC mit einem Minimum an Spielern den Weg zum SSV Rot-Weiß Friedland antreten.

In der Kabine: Trainer und Mannschaft waren sich einig. Hier können wir keinen Blumentopf gewinnen, jedoch hieß die Devise: Alles geben, Spaß am Spiel haben und sich nicht verletzen. So fanden Überlegungen statt, wie man den vorhandenen Kader optimal aufstellt – Fakt ist, jeder Feldspieler muss Durchspielen. Zeitstrafen und Verletzungen schaden der Mannschaft und können in dieser Konstellation schwer kompensiert werden.
Spielanpfiff: Mit Florian Gittig im Tor beginnend und André Lohmeier als Kreisläufer fand der HVC in den ersten Minuten des Spiels recht gut ins Spiel. Über die Stationen 6:3, 6:4, 6:5 und 6:6 warfen sich die Calauer an den SSV heran und konnten sich deutlich mit einem 9:15 absetzen. Es lief gut… glücklicherweise gelang es diesem Kader ohne häufige Pass- und Fangfehler aufzutreten und öfters ins Tor zutreffen, als den Torwart oder gar daneben. Eine Tatsache, die man in den vergangenen Spielen leider viel zu oft sah. Doch die Halbzeit war noch nicht vorbei. So besonnte sich der SSV auf seinen starken Kreisläufer und Halblinken und konnte bis zum Halbzeitpfiff auf ein faires 15:18 verkürzen.
Wieder in der Kabine: Kurz – Hier geht was! So die Stimmung in der Kabine. Keine gesunkenen Köpfe, Stille oder gar Unmut wie an den vergangenen Spielen. Hier herrschte Optimismus, Kampfgeist und gar Spaß. Ein Zustand, der der Mannschaft Auftrieb für die zweite Halbzeit gab und einem mit starren Blick auf den Gegner schauen ließ.
Halbzeitanpfiff: Vorweg, der HVC fand nicht gut ins Spiel, der SSV umso besser. Friedland gelang es nun besser, sich auf die Spielweise der Calauer einzustellen und konnte die Tordifferenz einholen und zu einem 24:20 ausbauen. Doch auf der Uhr waren noch ca. 15 Minuten Spielzeit. Genug Zeit für die Calauer doch noch einen langersehnten Sieg einzuholen oder ein Unentschieden zu erkämpfen. Was die Calauer zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, dass diese 15 Minuten Spielzeit, eine der spannendsten und kuriosesten Minuten der ganzen bisherigen Spiele sein sollten. Bei einem Spielstand von 24:21 und Spielminute 49:18 bekam nun der Calauer Spieler Ralf Rexhäuser eine Disqualifikation mit Bericht, da dieser bei seiner Hinausstellung einen der beiden Schiedsrichter beleidigt haben soll. Ein Umstand, der so nicht tragbar ist. Fakt ist jedoch, dass diese Entscheidung das Calauer Spiel stark beeinflusste und eine in Unterzahl spielende Mannschaft einen Rückstand schwer aufholen kann. Doch weit gefehlt… tatsächlich hätte es kaum besser laufen können. Der SSV schien sich seinem Sieg sicher und vernachlässigte Abwehrarbeit und Chancen im Angriff. Calau drehte zu diesem Zeitpunkt auf – Jetzt erst recht! Egal was die Schiedsrichter für fragwürdige Entscheidungen getroffen haben, egal was der Spielstand und die Zeit anzeigen, jetzt spielen die Calauer einfach Handball und agieren als Einheit. Jeder gibt alles, packt in der Abwehr zu und handelt im Angriff torgefährlich, aber nicht leichtsinnig. Lücken wurden in die Friedländer Abwehr gerissen, die Halben und Außen trafen ins Tor, Einläufer liefen immer wieder in den Rücken der gegnerischen Abwehr und sorgten für einen komplett desolaten Spielzustand des SSVs. Die Einwechslung des Torhüters Florian Gittig als sechsten Feldspieler in den letzten Spielminuten sorgte zusätzlich für Stabilität im Calauer Abwehrspiel. Es gelang, was keiner vermutete. Die Calauer schafften über einen 4 Tore-in-Folge Verhältnis von einem 27:22 auf einen 27:26 Spielstand zu verkürzen. Die Friedländer verwarfen zu eigenem Nachteil mehrere Konterchancen in diesen letzten Spielminuten. Es entwickelte sich eine angespannte Spieldramatik mit den Spielständen 28:26 und 28:27 für den SSV. Die Calauer witterten fette Beute… heute ist ein wohlverdientes Unentschieden durchaus machbar. Und so kam es auch dann. In den letzten Spielsekunden hatten die Calauer, durch einen Passfehler der Friedländer, die Chance auf den Ausgleichstreffer. Pass nach vorn, Treffer, versenkt – Endergebnis 28:28. Der noch gepfiffene Strafwurf nach Abpfiff der Partie in die Mauer der gut gestellten SSV Abwehr, der einen möglichen Sieg hätte bedeuten können, ist hierbei nur noch nebensächlich.
Dieser gefühlte Sieg der Mannschaft hatte lange auf sich warten lassen und hätte zu keinem besseren Zeitpunkt eintreten können. Ein Motivationsschub für alle! Ein Signal an alle Mitglieder des Teams. Anerkennenswert sind sämtliche Leistungen der einzelnen Spieler, die es verdient haben, hier erwähnt zu werden, denn gemeinsam haben sie dieses Ergebnis erarbeitet: die getroffenen 7m und Würfe eines Nico Lehmanns sowie die starken Einzelaktionen von Christopher Faatz. Auch die beiden starken Außen Martin Sündermann und Silvio Mosig sowie der geschickt agierende Kreis André Lohmeier und der delegierende Ralf Rexhäuser. Die flinken drei Torhüter Michael Otto, Christoph Schmogrow und Florian Gittig sowie Trainer Michael Lüer und MV Julia Sauer.


Der HV Calau spielte mit:
im Tor:  Christoph Schmogrow, Michael Otto, Florian Gittig
im Feld:  Silvio Mosig (2), Martin Sündermann (3), Nico Lehmann (14),
   Christopher Faatz (5), Ralf Rexhäuser (4), André Lohmeier
Zeitstrafen:  SSVF 5x 2min - HVC 5x 2 min (Rexhäuser 31.,49./ Faatz 41./ Lohmeier 26.,36.)
Disqualifikation:  SSVF 0x - HVC 1x (Rexhäuser 49.)
Trainer:  Michael Lüer


Autor:  Silvio Mosig